Heute ist Kulturtag. Und weil wir ein bisschen was sehen wollen, üben wir morgens zeitiger aufzubrechen. Ich schätze, daran werden noch arbeiten müssen. Bis wir loskommen ist es halb 12. Aber egal, wir sind im Urlaub und nicht auf der Flucht.
Die Nacht hatten wir auf einem Campingplatz bei Brioude verbracht (Den Komfort von warmen Duschen sollte man nicht unterschätzen) und so war die erste Station das Städtchen selbst, wo uns gleich wieder eine nette Überraschung erwartet: Es war Markttag und über die ganze Altstadt erstreckten sich vielerlei Stände – auffallend viele mit Bioprodukten, Hippieklamotten und Ähnlichem. Überhaupt hat Brioude einen recht alternativen Touch. Merkwürdig war allerdings, dass der ganze Stadtkern aus Lautsprechern mit Elekrto-Pop-Düdelmusik beschallt wurde. Nun ja, andere Länder, andere Sitten.... Offensichtlich muss man gar nicht so weit reisen, um plötzlich mit so ganz andere Sitten und Gebräuchen zu treffen.
Aber hier in Brioude sollte ja auch unser Kulturtag beginnen, und zwar in der Église St Julien, die nicht nur als größte, sondern auch als schönste romanische Kirche der Auvergne gilt. Zu Recht
finde ich: Sie ist überraschend hell und bezaubert durch bunten Sandstein, einen gemusterten Kieselboden und farbenfrohe Fresken – insbesondere in einer kleinen Kapelle auf der Empore. Als
Kontrast zur mittelalterlichen Schönheit wurden einige der offensichtlich irgendwann zerstörten Fenster durch sehr modernen Arbeiten eines koreanischen Mönches ersetzt. Sehr gelungen!
Nach der Kultur brauchten wir erstmal ein Kaffeepäuschen und landeten im Café de l'Universe, ein Café wie es uriger kaum sein könnte. Hinter'm Tresen vier ältere Damen, das Mobiliar war ebenfalls
recht betagt und irgendwie roch es drin auch, naja, ältlich. Richtig abenteuerlich wurde es dann auf dem Weg zum WC: Der führte durch den Hinterraum, eine Art ramschige Wohnküche, in eine
winzigen und ebenfalls ramschigen Hinterhof, wo sich ein einzelnes Plumpsklo befand (Marokko???) – natürlich mit einer Wasserspülung, die mich an den Frankreich-Alptraum meiner Kindheit
erinnerte. Aber offensichtlich habe ich mir damals schon überlebenswichtige und unauslöschbare Verhaltensmuster antrainiert: Tür auf, Spülung ziehen und schnell rausrennen, sonst gibt's nasse
Füße!!!
Weiter ging es nach Chaise de Dieu, wo uns noch mehr Kultur erwartete, und schließlich nach Le Puy en Velay. Dort führte uns unser siebter Sinn mal wieder direkt an einen wunderbaren Lagerplatz mit Blick auf Le Puy und – genau – mal wieder ein paar Vulkane...
Kommentar schreiben