Wir verbringen eine Nacht vor der mauretanischen Botschaft in Rabat. Und hätten wir es anders gemacht, hätten wir auf jeden Fall etwas verpasst. Das Botschaftsviertel ist gediegen, die Menschen geschniegelt und um die Ecke gibt es eine Patisserie, die ihresgleichen sucht: Sie liegt in einer parkähnlichen Grünanlage, die Verkäuferinnen tragen lila Kleider und die Leckereien sind in Glasvitrinen ausgestellt. Wir trauen uns Jeans und T-Shirt nicht mal reinzugehen und zu fragen, was hier das Brot kostet.
Überhaupt mag diese Gegend so überhaupt nicht in unser bisheriges Bild von Marokko passen, und wir fühlen uns ein bisschen wie auf einem fremden Planeten, so schick ist es. Geradezu surreal wirkt
es da, dass sich im Laufe des Abends immer mehr Fahrzeuge in der Seitenstraße vor der mauretanischen Botschaft versammeln. Da sind ein Kleinbus voller Litauer (Wir zählen am nächsten Morgen 12
Pässe!), zwei französische Plastikwohnmobile (Einer der Fahrer postiert sich schon morgens um Sieben mit Klappstuhl und Zeitung vor dem Eingang der Visa-Stelle!) und einige PKWs voller
Senegalesen. Vor uns campiert ein Belgier in einem roten Kleinwagen: Er will nach Australien, fährt aber erstmal nach Mali, um dort das Auto zu verkaufen und schaut dann mal, von wo aus ein
Schiff nach Downunder geht (wohl kaum von Mali). Ach ja, seinen Hund hat er in Spanien schon verloren. Uns bleibt nur, ihm viel Glück für die Reise zu wünschen... Hinter uns nächtigen zwei
Holländer, ebenfalls im PKW: Er, Mitte 40, macht im Winter Geschäfte in Gambia und redet original Afrika-Englisch (Me, I go in de bush...). Sie, 70, arbeitet seit sieben Jahren als ehrenamtliche
Krankenschwester in Gambia und wollte endlich mal die Strecke auf dem Landweg zurücklegen. Mit den beiden verbringen wir einen lustigen und für uns recht informativen Abend.
Am nächsten Morgen haben sich rund 50 Personen vor der Botschaft versammelt, die alle ein Visum wollen, und es werden immer mehr. Erstmal lässt man uns warten, doch dann zeigt sich schnell, dass
die mauretanische Botschaft eine ordentliche Botschaft ist. Und das wird energisch durchgesetzt. Wer nicht ordentlich in der Reihe steht, wird angeschnauzt (natürlich muss oft geschnauzt werden),
und wer auf seinem Antragsformular etwas durchgestrichen hat (also ich) muss nochmals von vorne anfangen. Immerhin ist die Stimmung beim Warten gut. Wir treffen ein paar nette Afrika-Fahrer aus
dem Allgäu und aus Luxemburg, die in Richtung Ghana unterwegs sind, und lernen Siggi kennen, einen selbsterklärten Afrikakenner, der uns erstmal die Welt und vor allem Afrika erklären will. Damit
hört er aber schnell auf, als sich herausstellt, dass ich für unsere Kopien (die Mauretanier wollen nicht nur Pässe, sondern auch Kopien davon) nicht mal ein Drittel dessen bezahlt habe, was er
abgedrückt hat...
Am späten Vormittag sind wir durch mit der Prozedur. Jetzt heißt es warten, bis die Visa am nächsten Tag gegen 14:00 Uhr ausgegeben werden. Wir verziehen uns aus der Stadt auf einen Campingplatz,
auf dem wir Wolfgang und Schorsch, die beiden Allgäuer, und Thierry aus Luxemburg wieder treffen. Wir kochen gemeinsam und unterstützen uns gegenseitig dabei, die Alkoholvorräte rechtzeitig vor
der mauretanischen Grenze zu vernichten. Zum Glück müssen wir am nächsten Tag nicht so früh aufstehen!
Der Trubel vor der Botschaft scheint beim Abholen der Visa noch größer als am Vortag – schließlich kennt man sich schon, und Visa beantragen schweißt irgendwie zusammen, scheint mir. Natürlich
lässt man uns wieder warten. Eine ordentliche Schlange und Nummern für die Reihenfolge gibt es diesmal nicht. Stattdessen werden die Leute in Zehnergrüppchen in den winzigen Raum gelassen. Nur
gut, dass Schorsch weit vorne in der Menschentraube steht und unsere Abholzettel mitnimmt. So bleibt und das Gedränge erspart und wir halten bald unsere Visa in der Hand. Jetzt aber schnell raus
aus Rabat und ab in Richtung Essaouira!
Postkartengewinnspiel: Wo habt Ihr schon mal Visa beantragt? Welche exotischen Stempel erforderten eine komplizierte Prozedur? War es irgendwo besonders lustig oder nervig? Oder
gab es vielleicht außergewöhnlich schöne Stempel und Marken in den Pass? Erzählt uns Eure Erlebnisse. Für die schönste Geschichte gibt's eine Postkarte aus Essaouira...
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CAS (Samstag, 22 Januar 2011 10:58)
Ich würde sofort beim Gewinspiel mitmachen. Allein ich hab weder Zeit noch Begabung eine Geschichte zu schreiben. Ich fand die ukrainische Botschft in Minsk bemerkenswert. Im Rahmen des Procedere musste man zu einer abgefahren internationalen Bank gehen und dort a couple of dollars einzahlen um ein Transitvisum für die Ukraine (ja das gab´s alles mal...) erhalten.
Vielleicht krieg ich ne Postkarte h.c.?
Bin gespannt wie es mit dme Team weitergeht!
Liebe Grüße
CAS
team-ferdinand (Samstag, 22 Januar 2011 17:34)
So reicht's doch völlig, wie erwarten ja keine literarischen Ergüsse - obwohl das natürlich auch toll wäre... ;-)
Helene (Sonntag, 23 Januar 2011 11:35)
Nachtrag zu "wie behaglich ..." und auch eine Rätselfrage. - Steffi macht BUDDE BUDDE ! Welches Foto ist das?
Liebe Grüße aus Weiler
Steffi (Mittwoch, 26 Januar 2011 20:31)
Visageschichten hab ich keine besonderen - aber ich liebe Mosaike, vielleicht kommt doch noch der Tag an dem ich selbst viele viele kleine Steine zu einem Bild sortiere! Und die grandiosen Schnitzereien in Fez - da werd ich ganz fernwehig - puh.
Und in Vertretung unserer Frauenrunde vom letzten Sonntag schick ich dir eine dicke Umarmung liebe Steffi!!!