Wir sind in Guelmim, einem recht propperen kleinen Städtchen am Rande der Wüste (Der "lonely planet" beschreibt Guelmim als "staubig und heruntergekommen", und wir fragen uns mal wieder, ob die Autoren eigentlich da waren!). Hier ändern sich nicht nur Landschaft und Vegetation gravierend. Auch das Leben auf der Straße erzählt von einer ganz anderen Bevölkerung: Die Frauen sind in bunte Tücher gehüllt, viele Männer tragen einen Chech um den Kopf gewickelt.
Einst, als noch Karawanen durch die Wüste zogen, war Guelmim ein wichtiger Handelspunkt. Hier verkauften Bauern aus dem Norden und Nomaden aus dem Süden mit ihren Wahren, die "blauen Männer"
(Wohl eher keine Tuareg, wie die Reiseführer glauben machen wollen, sondern Nomaden aus der Region, die blaue Djellabas und Chech tragen, den typischen, turbanartig um Kopf und Gesicht
gewickelten langen Schal) und kamen aus der Wüste, um mit Kamelen zu handeln. Doch das ist, wie gesagt, längst vorbei. Für uns ist Guelmim der Ausgangspunkt für die Fahrt durch die Westsahara.
Hier gilt es Wasser und Dieseltank aufzufüllen – denn ab hier wollen wir nicht mehr riskieren, dass eine der begehrten Flüssigkeiten unterwegs zur Neige geht.
Doch vor dem Aufbruch in den Süden einen kleinen Rückblick auf die letzten Tage. Von Rabat aus führt uns die Straße an der Küste entlang recht zügig in Richtung Essaouira – mit kurzem
Zwischenstopp in Oualidia, einem Fischerort, der recht malerisch in einer Bucht mit vorgelagerten Felsen liegt. Bei der Anfahrt wundere ich mich ein bisschen, dass ich genau das gleiche Bild
vorfinde wie vor zwei Jahren: Ein tiefer, breiter und natürlich nur marokkanisch gesicherter Graben, der die Hälfte der linken Fahrspur einnimmt, zieht sich durch den ganzen Ort. Wurden die
Arbeiten etwa eingestellt und Baustelle einfach zwei Jahre lang so gelassen? Nein, so versichert man mir, das sei ein neues "Projekt": Vor zwei Jahren wurde die Kanalisation für das Abwasser aus
den Häusern gemacht, jetzt geht es darum Regenwasser abzuleiten...
An der Strandpromenade bittet uns einer der vielen Fisch- und Meeresfrüchteverkäufer um eine Schere (er hat Kunden, aber leider sein Werkzeug vergessen). Als Dankeschön bekommen wir ein paar
Meeresschnecken geschenkt – mit Rezept dazu. Sehr lecker!
Es könnte so schön sein, doch Oualidia ist derart überlaufen (wirklich auf jedem freien Fleckchen zwischen den Häusern steht ein Hymer), dass wir direkt nach dem Frühstück die Flucht ergreifen
und weiterbrummen nach Essaouira. Hier verbringen wir ein paar entspannte Tage, lassen uns die Sonne auf die Nase scheinen, bummeln durch die Medina, trinken Kaffee, essen leckeren Fisch, hängen
in einer chilligen Lounge am Strand ab (mit WiFi!) und ziehen uns zwischendurch an ein ruhiges Plätzchen in Sidi Kaouki zurück. Wild campen kann man hier nicht mehr, aber dafür ist ein
wunderbarer "halbwilder" Campingplatz entstanden.
Leider erwischt uns Anfang der Woche eine kurze Schlechtwetterperiode. Wir überbrücken sie gut und besuchen alte (bzw. für Stephan neue) Marokko-Bekannte: zunächst Hassan in Tamraght, wo auch
René auf uns wartet. Er fährt anschließend mit uns gemeinsam weiter nach Sidi Ouassai zu Hicham. Bei Hassan gibt es viel Ruhe und die wohl leckerste Fisch-Tajine in ganz Marokko, bei Hicham noch
mehr Tajine, ziemlich viel Trubel, selbstgemachte Musik und einen tollen Strand. Wir treffen Onkel Mahmud (leider nur kurz auf der Straße) und Stephan freut
sich, dass die Männer aus dem Dorf schon am zweiten Tag wie selbstverständlich auf ein Schwätzchen bei ihm vorbeischauen... Salam aleikum. Wa aleikum as-Salam. Lebes? Hamdullah. Cullschi bechair?
Hamdullah... usw.
Mittlerweile ist die Sonne wieder auf unserer Seite, aber trotzdem haben wir beschlossen, erst auf dem Rückweg in die Berge nach Tafraoute zu fahren. Unsere Mitreisenden für Mauretanien
sind gut eine Tagesetappe vor uns, und wir wollen sie nicht zu lange warten lassen. Gut 1300 km gilt es in den in den nächsten Tagen zu bewältigen, der größte Teil der Strecke geht durch
eher öde Wüstenlandschaft. Und auch wenn es sicher das eine oder andere zu entdecken gibt, werden wir auf dem Hinweg wohl ein bisschen Tempo machen. La Route est long...
Postkartengewinnspiel: Schreibt uns über Eure weiten Wege. Wo wart Ihr mal richtig lang unterwegs, oder es kam Euch einfach so vor weil es vielleicht so eintönig war? Oder weil
es geregnet hat? Oder weil die Bahn nicht fuhr? Mit dem Auto? Fahrrad? Zu Fuß? Unsere Lieblingsgeschichte wird mit einer Postkarte vom Weg in den Süden belohnt.
Gewinner der letzten Karte ist natürlich Christoph! Mailst Du mir bitte Hausnummer und Postleitzahl, damit sie auch ankommt?
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