Islamische Republik Mauretanien

So prangt es in grünen Lettern auf dem staubigen Tor, das aus dem Niemandsland kommend die Zufahrt zum mauretanischen Zollgelände markiert. Und hinter diesem Tor lauert die erste große Überraschung auf unserer Reise: eben die Islamische Republik Mauretanien. Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht viel erwartet haben. Irgendwie war uns dieses Land vor unserer Abreise eher suspekt. Kein Wunder eigentlich, denn was für eine Vorstellung macht man sich schon von einem Land, das ­– wenn überhaupt – eher durch negative Meldungen auf sich aufmerksam macht.

Doch dann ist alles irgendwie ganz anders: Wir sind fasziniert von der Wüste und den freundlichen Menschen. Dass die Situation im Land nicht besonders stabil ist, merkt man als Reisender vor allem daran, dass es unglaublich viele Polizei- und Militärkontrollen gibt, wo überall ein "Fiche" abzugeben ist, damit nur ja keiner verloren geht. Aber auch hier geht alles freundlich und teilweise sogar mit einer guten Portion Humor vonstatten – und wenn Stephan fährt auch mit Handschlag und Abklatschen. Und wer als Durchfahrender seine angepeilte Strecke nicht schafft, kann sein Lager kostenlos und ohne Theater am Polizeistützpunkt aufschlagen. Sicher, wild Campen wäre schöner, ist aber derzeit nur sehr bedingt anzuraten – und Polizei und Militär sind sehr darauf bedacht, dass es auch keiner tut.

Trotz dieser Einschränkungen bekommen wir schnell das Gefühl, dass wir hier nicht nur durchrauschen, sondern gerne mehr sehen und erleben wollen. Und eigentlich passt unser Empfinden ganz gut zu den Berichten anderer Reisender, die durch Länder wie Irak und Pakistan fahren, die bei uns ebenfalls nicht den besten Ruf genießen, und gerade dort die nettesten Begegnungen haben. Die Mauretanier sind ein äußerst friedliebendes Volk (eigentlich mehrere verschiedene Ethnien), so erfahren wir unterwegs. Und tatsächlich: Während man in Marokko öfter mitbekommt, wie zwei Hitzköpfe auf der Straße aneinandergeraten, beobachten wir in Mauretanien keinerlei lautstarke oder gar aggressiven Auseinandersetzungen.

Uns macht auf dem Weg in den Süden allerdings der Dattelwind zu schaffen, der um diese Jahreszeit weht und nicht nur dafür sorgt, dass die Datteln befruchtet werden, sondern uns auch jede Menge Sand um die Nasen bläst. Das verleidet uns dann auch den Abstecher in den Nationalpark Banc d'Arguin, den wir uns nun für den Rückweg vornehmen. Wind und Sand erschweren außerdem streckenweise die Fahrerei, weil die Schicht schlecht ist und Dünen auf die Straße wandern. Einmal kommen wir an einer Stelle vorbei, wo eine Mercedes-Limousine schon fast im Sand verschwindet – und das mitten auf der Straße. Leider hat keiner von uns die Kamera schnell genug zur Hand. Schließlich heißt es für uns, erstmal selbst mit unseren Zwillingsreifen durch den Sandhaufen zu kommen, was Ferdinand (mit Stephan am Steuer) aber mit Bravur meistert!

In zwei Tagesetappen fahren wir von Nouadibou nach Nouakchott, der Hauptstatt Mauretaniens. Links und Rechts der Straße Sanddünen mit Akazien und Akazien mit Sanddünen. Dann wieder flaches Buschwerk oder dünn gestreute grasartige Pflanzenbüschel, weiße Nomadenzelte, Hirten mit Ziegen- und Kamelherden, ach ja, und Sanddünen mit Akazien und Akazien mit Sanddünen.

In Nouakchott erwartet uns nach zwei Tagen Weite ein chaotisches Durcheinander von Menschen, Eseln, Ziegen und Autos, von denen man sich fragt, wie sie überhaupt fahren können, aber auch mitten in der Stadt eine sehr nette Auberge mit Campmöglichkeiten, die wir als wahre Ruheoase empfinden. Hier ist ein richtiger Treffpunkt für Reisende und wir lernen Cora kennen, eine Deutsche, die mit ihrem holländischen Mann bereits seit 15 Jahren in Atar, im Nordwesten, lebt und dort einen Campingplatz betreibt. Von ihr erfahren wir viel über Land und Leute und bekommen noch mehr Lust, irgendwann einmal Mauretanien richtig zu entdecken – vielleicht mit einem etwas pistengängigeren Fahrzeug als unserem dicken Ferdinand.

Die Zeit in Nouakchott nutzen wir auch, um bei Ami vorbeizuschauen, einem langjährigen Freund meines Schweizer Reisebekannten René. Ami ist Mechaniker und entlüftet Ferdinands Bremsen, die nach rund 7000 km etwas "weich" geworden sind. Er freut sich riesig, dass wir da sind und ihm Grüße von René bestellen. Er will für seine Arbeit kein Geld, sondern bittet uns statt dessen zu sich nach Hause. Wir sind froh, dass wir seinen zweijährigen Sohn (und sämtliche älteren Geschwister) mit dem mitgebrachten Bobbycar beglücken können und seine Frau mit einem tollen Paar Schuhe. Ich bekomme dafür aber auch gleich wieder ein Geschenk: Ein blaues Tuch in der Art, wie es die Frauen hier tragen – mit Kurzunterricht, wie man sich darin richtig einwickelt. Und wir werden eingeladen, auf dem Rückweg vorbeizuschauen und am besten gleich ein paar Tage zu bleiben...

Für's Erste heißt es aber weiterziehen – auch wenn wir gerne noch einen Tag in Nouakchott geblieben wären, um noch einen Ausflug zu den Fischern zu machen (Noch ein Punkt für den Rückweg!). Doch der Rest der Karawane will weiter und so fügen wir uns der Mehrheit – mit dem festen Vorsatz, im Senegal so bald wie möglich wieder zu unserem eigenen Reisetempo zurückzukehren...

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