Wir haben Flusspferde gesehen! Zwei Stück! Ok, zumindest die Köpfe von zwei Flusspferden. Und das, obwohl wir nicht im Nationalpark waren. Doch dazu später. Vorher gab es für Mensch und Maschine nämlich noch einen echten Kampf auszustehen...
Weil die Zeit ein wenig knapp wird, entscheiden wir uns, nicht nochmals nach Gambia einzureisen, sondern wählen die Strecke am Casamance-Fluss entlang, um in den Osten zu gelangen. Nun, wir
hatten im Vorfeld gehört, dass die Straße schlecht sein soll. Der Franzose vom Camping Casamance in Ziguinchor meinte aber, sie sei nicht überall gleich schlecht und zwischendurch auch ganz ok.
Dafür sei die Landschaft wirklich schön.
Das stimmt: Wir kommen durch Wälder mit Palmen und Kapok-Bäumen, an mangrovenbewachsenen Flussarmen und an Feuchtgebieten und Tümpeln mit Seerosen vorbei und passieren unzählige Dörfer mit
Rundhütten. Davon hat allerdings immer nur der Beifahrer was. Der jeweilige Fahrer muss sich zu 150 Prozent auf die Straße konzentrieren...
Vielleicht hätten wir nochmals nachhaken sollen, wann der Franzose die Strecke das letzte Mal gefahren ist. Denn wie wir feststellen müssen, heißt "nicht überall gleich schlecht", dass nach
"schlecht" eben "noch schlechter" und "katastrophal" kommen kann. Von Straße wollen wir nicht sprechen. Vielmehr finden wir eine Kraterlandschaft vor, bestehend aus riesigen Schlaglöchern mit der
Tiefe von Babybadewannen und dazwischen wenigen Resten der ehemaligen Straße. Mit einem normalen PKW wäre die Strecke schlicht gar nicht befahrbar. Wir kommen nur schleichend voran, wechseln uns
circa alle 40 km mit dem Fahren ab und brauchen für 120 km mehr als sieben Stunden!!! Dafür kommen wir unbeschadet an – im Gegensatz zu einem von Ferdinands senegalesischen Artgenossen, der mit
abgerissener Hinterachse liegen bleibt.
Mitten auf dieser unsäglichen Fahrt treffen wir vier Deutsche mit Motorrad und einem alten Mercedes 100. Wir machen ein kurzes Päuschen und schimpfen gemeinsam ein bisschen über die Strapazen der
Straße (Der MB 100 setzt ständig auf, muss aber dafür auch nur noch bis Guinea-Bissau durchhalten, wo er verkauft werden soll), sehen dann aber zu, dass wir weiterkommen: Die anderen müssen es
vor dem Abend bis zur Grenze schaffen, und wir brauchen dringend einen Schlafplatz.
Die Suche danach hat sich für uns dann schneller erledigt, als wir es uns vorgestellt haben. Kurz vor Kolda erreichen wir eine Militärkontrolle und erfahren, dass es hier nicht weiter geht. Wir
müssen die Nacht am Posten verbringen. Zur Erklärung: Die Casamance ist eine Region, in der es in der Vergangenheit immer wieder zu Unruhen und Rebellenaktivität kam. Die Diola – eine
Volksgruppe, die sich weder von den Portugiesen noch von den Franzosen jemals richtig unterwerfen ließ – fordern ihre Unabhängigkeit, die ihnen übrigens nach Ende der französischen
Kolonialherrschaft bereits zugesichert wurde. Derzeit ist es ruhig in dieser Gegend und man kann sie gefahrlos bereisen (Reisende sollten sich aber immer vorher nach der aktuellen Situation
erkundigen). Dennoch fällt auf, dass die Regierung in Dakar ihre Macht mit einer ungeheuren Militärpräsenz demonstriert. Und eben auch damit, dass die Zufahrtswege nachts abgeriegelt
werden.
Wir fügen uns unserem Schicksal und brechen am nächsten Morgen auf, sobald die Straße um 7:00 Uhr wieder geöffnet ist. Je weiter wir in den Osten kommen, umso heißer wird es. Wir halten ein
Schwätzchen mit einem Tankwart, der zwar keinen Diesel für uns hat, aber wenigstens ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen. Ja, es sei heiß in der Gegend. "Aber in Dakar", so findet er, "ist es
manchmal richtig kalt." Wir lachen, weil er damit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad meint, und erzählen ihm, wie das winterliche Wetter bei uns so aussieht. "Oh, mein Gott!", so seine
Reaktion, "Wie kann man denn da leben???"
Als wir endlich am Nationalpark Niolola Koba ankommen, sind wir völlig erledigt von der Hitze und der Fahrerei, entscheiden uns aber nicht nur deswegen gegen den Besuch: Die Eintrittspreise sind
gesalzen, man wird gezwungen einen (natürlich fürstlich zu entlohnenden) Führer im Auto mitzunehmen, und wer am nächsten Tag auch nur zwei Minuten zu spät rausfährt, zahlt gleich nochmals einen
Tag! Außerdem könnten wir mit unserem Ferdinand nur einen sehr kleinen Teil des Parks besuchen, und andere Reisende berichten, dass man eigentlich nur Affen zu sehen bekommt – mit Glück, bzw.
wenn man gegen Extrageld eine Flussfahrt macht, auch mal Hippos.
Wir ziehen uns – etwas ratlos – zur Erholung in ein idyllisches Campement an einer Schleife des Gambia-Flusses zurück. Und hier lauert die große Überraschung: Auf meine etwas müde und nicht
gerade hoffnungsvolle Frage, ob man denn so nah am Campement vielleicht auch Flusspferde sehen könnte, lacht der nette Mitarbeiter und deutet zum Fluss: "Aber klar doch, schauen Sie nur mal da
unten!" Tatsächlich tauchen hier zwei der dicken Ungetüme nach Futter. Am Abend erscheint dann unter riesigem Radau eine große Gruppe Paviane, die sich auf den umliegenden Bäumen zum Schlafen
nieder lässt. So bekommen wir am Ende unser Naturerlebnis ganz ohne Park, Führer und Eintritt! Na, also, geht doch!
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cas (Dienstag, 08 März 2011 21:55)
Liebe Steffi, liebes Team F. - CAS liest Eure Berichte..
Mehr schaffe ich gerade nicht zu schreiben - aber bitte schreibt Ihr weiter und postet immer nen kurzen HInwies im Facebook!
Danke!
Helene (Mittwoch, 09 März 2011 12:22)
HAPPY Hippo! Wunderbar!!