Mit diesen Worten bittet uns der Marokkanische Zollbeamte, in seinem Büro Platz zu nehmen. Er gießt süßen, schäumenden Minztee in kleine Gläser, reicht sie uns und meint: "Jetzt seid Ihr quasi wieder in Europa".
Was nach maßloser Übertreibung klingt, hat einen wahren Kern – nicht nur weil uns hier alles schon wieder viel vertrauter vorkommt (Stephan meint, die Marokkaner sähen aus wie braungebrannte Europäer). Wir sitzen schließlich nicht völlig grundlos beim freundlich lächelnden Zollbeamten und schlürfen Tee. Nebenan steht Ferdinand in der großen Scannerhalle und wird durchleuchtet. Wo – Berichten anderer Reisender zufolge – vor wenigen Jahren noch im Zelt abgefertigt wurde, hat längst modernste Technik Einzug gehalten. So ändern sich die Zeiten.
Als wir Ferdinand schließlich rausfahren dürfen und die Papiere abstempeln lassen wollen, ist aber klar: Moderne Technik hin oder her, eigentlich ist alles beim Alten. Zwar war der Wagen bereits für ok erklärt und freigegeben, aber trotzdem muss der Beamte, der die Dokumente zum zweiten Mal unterschreibt (damit der dritte Kollege sie stempeln darf), noch persönlich die Nase ins Auto strecken. "Alles klar, jetzt könnt ihr abstempeln gehen – bonne route." Ach, nein, da kommt ja auch noch der Mann mit dem Drogenhund dahergeschlendert. Der will natürlich auch nochmals ums Auto rum.... Keiner scheint recht zu wissen, was der andere tut, und irgendwie, so kommt es uns vor, bleibt es mehr oder weniger dem Zufall überlassen, wer wann was kontrolliert. Es sind eben doch Afrikaner, auch wenn sie ganz im Norden dieses Kontinents leben.
Für uns beginnt "die Zivilisation" erstmal mit Reifenwechsel. Die letzten Kilometer auf der eigentlich sehr guten, mit ganz wenigen Schlaglöchern durchsetzten Teerstraße haben uns den rechten Vorderreifen gekostet. Als wir das an der mauretanischen Grenzabfertigung bemerken ist schon später Nachmittag, und so entscheiden wir uns, trotz schwindender Luft, noch 'rüber zu fahren. Lieber gleich auf marokkanischer Seite flicken als Gefahr zu laufen, dort vor heruntergelassener Schranke zu stehen. Also, Werkzeug auspacken und ran – gehört ja irgendwie auch dazu zu so einer Tour.
Nach getaner Arbeit tuckern wir zu einer malerischen Bucht, in der wir schon auf dem Hinweg gecampt haben. Hier lassen wir es uns gut gehen: schlafen aus, frühstücken in der Sonne, machen einen langen Strandspaziergang, schlafen noch ein bisschen, und pünktlich zum Sonnenuntergang fällt mir ein, dass wir noch ein Glas Rumkirschen im Vorratsschrank haben. Na, zusammen mit der verbliebenen Cola im Kühlschrank, lässt sich daraus doch ein wunderbarer Sundowner zaubern...
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Isabel (Dienstag, 29 März 2011 22:36)
Ihr seht so unverschämt entspannt aus!! Aber ich bin's auch: Paul schläft seit einer Woche durch von 19 bis 6 Uhr!
Isabel