Sabine ist mit mir zur Schule gegangen. Seither haben wir uns – glaube ich zumindest – nicht gesehen. Dafür haben wir uns irgendwann bei facebook entdeckt. Und ich habe zu meiner großen Überraschung festgestellt, dass Sabine mittlerweile in Norwegen lebt. Uns erzählt sie heute, wie die Norweger das Lucia-Fest feiern.
Der 13. Dezember fängt für uns früher an als die anderen Dezembertage. Schon morgens um halb acht müssen wir nämlich mit allen drei Kindern fix und fertig angezogen und gefrühstückt in der Kirche
sitzen, denn der 13. Dezember ist der Lucia-Tag.
Diesen Tag feiert man in ganz Skandinavien, am aller meisten wohl in Schweden, aber eben auch hier in Norwegen mit allen Kindergartenkindern.
Die ganze Kirche liegt noch im Dunkeln, doch plötzlich sieht man von hinten ein schwaches Kerzenlicht flackern und hört leise Kinderstimmen singen: "Svart senker natten seg i stall og stuer, solen har gått sin vei, skyggene truer. Inn i vårt mørke hus stiger med tente lys Sankta Lucia, Sankta Lucia." Übersetzt: "Schwarz senkt die Nacht sich über Stall und Haus, die Sonne ist verschwunden, Schatten drohen... in unser dunkles Haus kommt mit hellem Licht Sankta Lucia, Sankta Lucia."
Alle Kinder haben weisse Kleider an und eine Kerze in der Hand, und ganz vorne geht eines der grösseren Mädchen mit einem Kerzenkranz im Haar (der Frisur zuliebe mit elektrischen Kerzen).
Dann hören die Kinder die Geschichte von Sankta Lucia. Sie lebte im dritten Jahrhundert auf Sizilien. Der Legende nach stieg sie abends heimlich in die Katakomben, in beiden Händen Brot haltend,
und mit einem Lichterkranz auf dem Kopf. So brachte sie den verfolgten Christen, die sich in den Katakomben versteckten, Essen, Licht und Hoffnung. Als sie sich weigerte, einen wohlhabenden Mann
zu heiraten, starb sie im Jahr 300 den Märtyrertod - das war am 13. Dezember.
Ihr zu Ehren feiert man an diesem Tag in Italien ihren Gedenktag. Aus irgendeinem Grund kam dieser Brauch auch nach Skandianavien. Und da passt es gut, dass nach dem julianischen Kalender der
13.12. die längste Nacht des Jahres war. -
Nach dem Gottesdienst bekommen die Kinder dann "Lussekatter" zu essen. Das ist ein Gebäck aus Hefeteig und Safran, das es nur an diesem einen Tag gibt.
Die Gebeine von Lucia liegen übrigens in einer Kirche in Venedig. Dort kann man sie in einem Sarkophag aus Glas anschauen. Das haben wir zufällig mal in einem Urlaub entdeckt.
Sabine Kjølsvik, Levanger (Norwegen)
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