Quer durch Slowenien: Matsch, Pilze und der beste Autofahrer der Welt

Slowenien beginnt für uns diesmal dort, wo wir letzten Herbst wetterbedingt aufhören mussten: In der Vintgar-Klamm. Statt Wetterumschwung und Schneevorhersage erwartet uns strahlender Sonnenschein in der Klamm und ein netter Spaziergang entlang am glasklaren sprudelnden Wasser. Es sieht einladend aus, doch wir sind vom morgendlichen Waschen am Bach gewarnt: Es ist auch verdammt kalt!

Weiter geht’s, noch immer in Richtung Südost. Lubljana  lassen wir diesmal links liegen und tuckern Richtung Krka, wo der gleichnamige Fluss entspringt, und an diesem entlang. Leider hat uns das sonnige Spätsommerwetter erstmal verlassen. Es ist bedeckt und hinter der Wolkendecke lauert sintflutartiger Regen, der uns am Abend denn auch einholt.

 

Ab da geht schief, was schief gehen kann: Der Campingplatz, den wir zwecks Duschen und Frischwasser ansteuern wollten, entpuppt sich als völlig überteuerte Nullnummer, wir fahren weiter, ich verwechsle bei Dunkelheit und regenbedingt schlechter Sicht „Veliki Rog“ mit „V-irgendwas Rug“, wir schlängeln uns ein immer enger werdendes Sträßchen den Berg hinauf in ein Weinanbaugebiet, bis wir schließlich nicht mehr weiterkommen. Schließlich fahren wir uns beim Wenden fest, in dickem rotem Lehm, den wir in der Dunkelheit nicht gesehen hatten. Nichts geht mehr. Aber wir haben Glück im Unglück: Nachdem wir ein bisschen ratlos durch den strömenden Rege gestapft sind, klopfen wir am einzigen beleuchteten Haus. Heraus kommen fünf tatkräftige Jungs, die offensichtlich sogar ein bisschen Spaß an der unerwarteten Abwechslung haben und uns aus der Matsche helfen.

 

Nachdem wir in einer deutsch-slowenischen Gemeinschaftsaktion Ferdinand befreit haben, tuckern wir den Berg wieder hinunter, noch immer auf der Suche nach einem Schlafplatz und werden schließlich auf dem Parkplatz vor dem ehemaligen Partisanen-Versteck Baza 20 fündig. Es gießt weiterhin wie aus Eimern und so bleibt es auch die ganze Nacht. Und leider erweist sich auch noch die vordere Dachluke an einer Stelle als undicht. Da werden wir wohl mal ran müssen, wenn es wieder trocken ist...

 

Am nächsten Morgen strahlt dann die Sonne, als wäre nichts gewesen. Wir besichtigen Baza 20, befreien dann die Fahrerkabine vom roten Lehm und tuckern über den Veliki Rog (Wir sind in der Nacht eher zufällig noch auf der richtigen Strecke gelandet), einen Bergpass in einer einsamen Waldregion, in der es rund 500 Braunbären geben soll. Vor diesen warnten uns bereits zwei ältere Slowenen, die wir in der Baza 20 getroffen haben: Wir sollen immer schön Lärm machen meinten sie. Davon macht Ferdinand ja leider genug, so dass wir natürlich keine Bären sehen...

 

Dafür haben wir dann wenig später eine Begegnung mit dem besten Autofahrer der Welt: Ich zirkle gerade Ferdinand in einem engen Dörfchen haarscharf zwischen einem dämlich geparkten Auto und einer circa einen Meter scharf nach unten fallenden Kante durch, als uns ein schwarzer Wagen entgegenkommt und direkt vor Ferdi stehen bleibt. Der Fahrer glotzt, mehr passiert nicht. Erst als Stephan ihn anspricht, fährt er ein paar Meter zurück, so dass ich mein Rangiermanöver wenigstens abschließen kann. Von ausweichen und aneinander vorbeifahren kann aber noch lange nicht die Rede sein. Und der Fahrer glotzt noch immer. Ich löse das dann, indem ich stur auf ihn zu fahre, bis er schließlich so weit zurücksetzt, dass ich auf ein Stück Wiese ausweichen kann – und entdecke an seiner Windschutzscheibe ein Schild „The world's best driver“! Na, dann...

 

Das Dörfchen selbst scheint in der Region der Hauptumschlagplatz für Steinpilze zu sein. Wir steigen aus und sehen uns um. Immer wieder kommen Leute mit Kisten und Körben voller Pilze, die nach Sorte und Qualität sortiert in Kisten gepackt und gewogen werden. In der Garage wird ausgezahlt. Wettergegerbte hutzlige Bauern sind unterwegs, zahnlückige Weiber, eine alte verschrumpelte Frau lehnt Zigarette rauchend am Zaun, zwei Rastas aus der Stadt. Stephan bekommt erstmal einen Šljivovic in die Hand gedrückt, und wir erstehen einen ordentlichen Haufen Steinpilze fürs Abendessen. Von wegen beim Campen gibt’s Ravioli aus der Dose...

 

Ach ja, Bären haben wir zwar nicht gesehen, aber dafür werden wir die halbe Nacht von röhrenden Hirschen beschallt :-)

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Helene (Sonntag, 30 September 2012 18:18)

    Hallo ihr "Matschfahrer". - Das sieht ja wild aus!
    Um die schönen Steinpilze seid ihr ja zu beneiden.

    Und, wie geht es weiter?

    Gruß Helene

  • #2

    Peter Lenzen (Freitag, 02 November 2012 16:59)

    Hallo ihr beiden,
    wir hatten Kontakt 2011 wegen Senegal, weisser 130er Landy, ist ja witzig, wir waren dieses Jahr auch im Balkan, hatten aber mit dem Wetter kein Glück, hielten erst in Grichenland an, jetzt sagt blos ihr fahrt nächstes Jahr in die Türkei...

    Gruß PIT

  • #3

    Team Ferdinand (Sonntag, 04 November 2012 13:39)

    Hi Pit,
    könnte tatsächlich passieren ;-)
    Und vielleicht treffen wir uns dann ja mal "in echt"...

    LG Steffi

Team Ferdinand
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Team Ferdinand ist nur noch zu dritt unterwegs: Stephan ist von Bari aus nach Deutschland geflogen - für Steffi und die LoLos geht die Reise weiter!

 

 

 

 

 

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