Spanien war bisher nicht so unser Land. OK, ich habe vor Jahren mal einen annehmbaren Urlaub im Norden verbracht, Stephan in Andalusien. Granada hat uns bei unserer Senegal-Tour beeindruckt. Aber sonst war Spanien für uns bislang eher ein Durchreiseland. Augen zu und so schnell wie möglich auf der anderen Seite ankommen. Aber vielleicht lohnt es sich ja, die Autobahn mal zu verlassen, und Spanien noch eine Chance zu geben?
Angetan von unserer ersten Nacht, beschließen wir genau dies zu tun. Und wir verzichten nicht nur darauf, schnurstracks zur Autobahn zu fahren, wir fahren nichtmal zur Nationalstraße zurück. Statt dessen entscheiden wir uns, einfach dem Weg hinter Castellbo weiter zu folgen – auf gut Glück, denn unser Frankreich-Atlas hört an dieser Stelle auf, die Spanien-Übersichtskarte gibt solche Details nicht her. Entweder wir kommen weiter und irgendwann wieder zu einer größeren Straße, oder nicht. Dann müssen wir eben wieder umdrehen. Genau danach sieht es zunächst aus, als die Straße nach rund 20 Kilometern an einer bewirteten Berghütte endet.
Doch wir haben Glück und können unsere Fahrt über eine schmale Piste fortsetzen. Sie führt uns quer durch einen Nationalpark und an einer Klosterruine vorbei. Und immer wieder öffnet sich der Wald und gibt den Ausblick auf die umliegende Pyrenäenlandschaft frei. Schließlich erreichen wir wieder asphaltierte Wege und brummen durch die katalanischen Vorpyrenäen, mit ihren roten Felsen, tiefen Schluchten und knorrigen Eichen bis ins nördliche Aragón, wo die Landschaft harsch und trocken wird und die staubigen grauen Felder aussehen, als ob sie hier Steine anbauen.
Wir machen Halt in Aragóns Hauptstadt Zaragoza (Saragossa), schwelgen in Tapas, bewundern die Kathedrale und einen riesigen, über und über mit Blumen geschmückten Marienaltar. Wir lachen fassungslos über das Blumenopfer von „Mann Filter“ und werten es als gute Ohmen: Diesel- und Ölfilter werden und nicht ausgehen auf dieser Reise!
Ein Stück hinter Zaragoza lassen wir die aragónesische Mondlandschaft hinter uns. Wir folgen einer sich durch die Hügel windenden Straße zur Ruine des Monasterio de Piedra und tuckern gemächlich weiter in Richtung La Mancha. Dort finden wir einen herrlichen Nachtplatz zwischen Thujabäumen und verdorrten Sonnenblumenfeldern, die Luft geschwängert vom betörenden Duft des wilden Thymians.
Wir wollen ehrlich sein: Es gefällt uns auf einmal richtig gut hier in Spanien. Und so halten wir auch nochmals kurz inne, bevor wir irgendwann den Weg in Richtung Autobahn einschlagen. Sollen wir uns nicht doch einfach weiter treiben lassen? Hier ein kleines Sträßchen ausprobieren, dort einen idyllischen Nachtplatz genießen, sich überraschen lassen, was hinter der nächsten Kurve lauert, und uns immer wieder mal ein rustikales Menu del Día einverleiben, mit Rotwein (Lotta wird im Normalfall tagsüber nicht mehr gestillt, so dass auch für mich ein Gläschen zum Mittagessen wieder drin ist) und allem drum und dran?
Andererseits: Irgendwann wollen wir ja auch mal in Marokko ankommen und vorher noch einen Schlenker durch Portugal machen. So entscheiden wir uns dann doch für den schnellen Weg an Madrid vorbei. Wir verbringen noch eine Nacht im spanischen nirgendwo, verlieben uns spontan in einen kleinen gelben Seat (leider zu teuer und als Beiboot für Marokko nicht geeignet) und machen einen letzten Halt in Badajoz, bevor wir Spanien in Richtung Portugal verlassen. Im Gepäck haben wir zwei neue Punkte für die To-do-Liste: Wiederkommen und Spanisch lernen. Unbedingt.
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Helene (Mittwoch, 23 Oktober 2013 08:44)
Die Bilder und der Bericht machen Lust mal wieder Spanienurlaub zu machen --- weg von den Hauptstraßen, sich einfach treiben lassen....
Weiter gute Fahrt und freut euch auf Portugal !
Helene