Gerade noch davon gekommen: Der erste Schnee

Unser zweiter Abstecher in den Mittleren und von da aus in den hohen Atlas ist das bisherige Highlight unserer Reise. Dabei hatten wir gar nicht damit gerechnet, dass wir diese Tour um diese Jahreszeit noch fahren können. Schließlich schrauben sich die Pisten hier schon in ganz beachtliche Höhen. Da kann es im November durchaus auch mal Schnee geben. Aber noch scheint die Sonne und zumindest tagsüber ist T-Shirt-Wetter.

Wir fahren noch am Abend von Beni Mellal hoch in die Berge nach Ouaouizarte. Lotta ist müde, ich habe auch keine Lust mehr das Auto nochmals zu verlassen und kochen wollen wir auch nicht mehr. Also tigert Stephan alleine los, um was zu Essen zu suchen, und kommt mit den wohl leckersten Brochettes (kleine Fleischspießchen) im Fladenbrot zurück, die wir je gegessen haben. Den Grillmann haben wir von Weitem schon gerochen, er nebelt die halbe Stadt zu. Das verzeiht man ihm gerne, denn erstens kommt hier sowieso nicht das Ordnungsamt und zweitens sind die Spießchen so lecker, dass Stephan noch ein zweites Mal los muß :-)

 

Am nächsten Morgen starten wir zeitig und schrauben am Stausee entlang den ersten Pass hoch. Bis zum kleinen Bergstädtchen Tilouggite gibt’s eine eher mäßige Asphaltstraße, in Tilouggite ein Mittagessen für uns in einer kleinen Fressbude und den ersten Muezzin, den wir in Marokko hören und als ansprechend empfinden. Soviel Inbrunst erlebt man hier selten beim Gebetsruf.

 

Nach Tilouggite geht es auf ordentlicher Piste weiter. Wir queren schmale Brücken und einmal einen kleinen Bach, aber alles ist mit Ferdi locker zu machen. Die Berge werden höher und der Verkehr immer dünner. Eigentlich kommen uns nur noch schwer bepackte Maultiere entgegen. Am nächsten Tag ist Souk in Tilouggite. Irgendwann sehen wir von Weitem einen ockerfarbener LKW. Als er näher kommt, entdecken wir das Stader Kennzeichen. Ein kurzes Schwätzchen, dann geht’s weiter. An der Cathédrale des Roches vorbei (Der kahle schroffe Felsbrocken von einem Berg erinnert zumindest von vorne tatsächlich ein wenig an eine Kathedrale) und immer weiter in eine Berglandschaft hinein, die wir so gar nicht in Marokko vermutet hätten. So stelle ich mir eigentlich eher die Rocky Mountains vor – zumindest auf den ersten Blick.

Wir finden einen etwas windigen Übernachtungsplatz und fahren am nächsten Tag durch fruchtbare Hochtäler mit Bewässerungskanälen und terassenförmigen Feldern bis zum Lehmdorf Zaouia Ahansal. Hier beginnt wieder Asphalt – und offensichtlich auch der Tourismus und die touristische Infrastruktur. Zumindest wird oberhalb des Dorfes gewaltig gebaut.

 

Wir schrauben uns den nächsten Pass hoch, durch eine mittlerweile karge Berglandschaft mit wenigen kümmerlichen Bäumen. Oben pfeift ein eisiger Wind und wir fragen uns gerade, wo wir anhalten und für Lotta Mitagessen kochen sollen, als wir auf einen Schwerlasttransporter mit Straßenbaumaschinen stoßen, der eine Panne hat: Man braucht einen 17er Schlüssel, dann einen 19er. Da können wir helfen. Und während Stephan das Werkzeug raussucht, versorge ich das Kind mit Gemüsebrei. Die Rollenverteilung ist bei uns mittlerweile recht klassisch geworden ;-)

 

Dann zweigen wir wieder auf eine Piste ab – diesmal etwas rumpeliger und das ist gut so. Lotta hat nach der etwa verspäteten Mittagspause nicht in den Schlaf gefunden und ist meckerig. Kaum auf die Piste eigebogen, schläft sie nach wenigen Metern tief und fest. Unser kleines Pistenbaby!

Wir kommen schließlich im Aït Bougoumez-Tal an, einem Hochtal in 1800 Metern Höhe und sind überrascht, wie grün es auf einmal wieder ist. Hier fließt das ganze Jahr über Wasser und über die gesamte Breite des Tales sind Gärten und Terrassenfelder angelegt.

Eigentlich hatten wir vor, noch eine Nacht hier oben zu bleiben. Aber es ist empfindlich kalt. Außerdem sehen wir plötzlich dicke graue Wolken über die Berggipfel walzen. Das sieht verdächtig nach Wetterumschwung aus, und den wollen wir hier oben nicht riskieren. Schon gar nicht in dieser Jahreszeit. Also machen wir uns noch am Abend auf den Weg nach Azilal – und wir tun gut daran. In der Nacht fängt es an zu regnen und ich muss unwillkürlich an unsere Rückreise aus Slowenien vor zwei Jahren denken, als wir gerade so dem ersten Schnee in den Alpen entkommen sind (Link). Und tatsächlich: Als sich am nächsten Morgen die Wolken verziehen, sehen die umliegenden Berggipfel bis weit herunter aus, als wären sie mit Puderzucker bestäubt.

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