Es gibt Orte, von denen ist man sich sicher: Da muss ich nicht (mehr) hin – zumindest nicht länger als unbedingt nötig, weil man eben einen Zwischenstop machen muss oder irgend etwas organisieren, oder weil es ein günstiger Treffpunkt ist... Nicht mehr und nicht weniger. Dakhla haben wir auf unserer Senegal-Tour als solche einen Ort abgespeichtert. Aber, wie so oft auf Reisen, kommt es mal wieder ganz anders als gedacht und wir bleiben hier hängen – ausgerechnet in Dakhla.
Eigentlich sind wir mit dem heimlichen Wunsch hier runtergefahren, doch noch einen Abstecher nach Mauretanien zu machen. Irgendwie fehlte gerade mir bei meinem x-ten Marokko-Aufenthalt doch der Kitzel des Neuen. Und in Mauretanien haben wir noch den einen oder anderen Koffer stehen: Wir haben uns drei Jahre lang geärgert, dass wir in Nouakchott auf dem Zeltmarkt keine der schönen, landestypischen Kaimas gekauft haben. Auch die damalige Entscheidung gegen den Abstecher ins Adrar-Gebirge hängt uns noch ganz schön nach. Und ganz nebenbei ließe sich so das Visum für Marokko verlängern.
Allerdings stellt sich im Gespräch mit anderen Reisenden und bei der anschließenden Internetrecherche heraus, dass in Nouakchott mittlerweile ein nicht unerhebliches Malaria-Risiko herrscht. Zunehmende Bewässerung und Abwasserprobleme bleiben eben nicht ohne Folgen (Aus anderen Quellen hören wir, es handle sich nur um eingeschleppte Fälle, doch die Unsicherheit bleibt). Das ist uns mit einem 10 Monate alten Baby zu heikel. Dann müssen die Koffer eben noch ein paar Jährchen in Mauretanien bleiben.
Plan B: Wir bleiben über Sylvester in Dakhla. An der Lagune ist es schließlich ganz schön, wenn einem nicht nur der Sand ins Gesicht bläst, wie wir es vor drei Jahren erlebt haben. Außerdem haben wir hier unseren Luxemburger Freund Thierry wiedergetroffen sowie dessen sehr nette Freundin Doro, die ebenfalls gerade in Dakhla ist. auch sonst lernen wir noch eine ganze Reihe anderer netter Leute kennen. Ein Zelt lässt sich hier auch organisieren – von einer netten Sahraoui-Frau für uns ganz persönlich genäht! Ausstattung uns Stoffauswahl besprechen wir mit ihr und ihrer Familie bei mehreren Gläsern Tee. Wenn das mal nicht mindestens so gut ist wie shopping auf dem Zeltmarkt.
Und vielleicht können wir hier sogar unser Visum verlängern?
Allerdings haben wir unsere Rechnung nicht mit den Marokkanern gemacht. Zwar ist das Verlängerungsprozedere hier vergleichsweise unkompliziert, und man ist auch gewillt uns zu helfen, aber doch bitte nicht so früh! Visumsverlängerungen, so erfahren wir, gibt es erst kurz vor knapp. Die Dinge rechtzeitig erledigen zu wollen, ist wohl mal wieder typisch deutsch.
Plan C: Wir könnten doch noch über die Grenze fahren, aber nur bis ins sicher malariafreie Nouadibou. Hier lässt sich ebenfalls an einer schönen Lagune campen und die Mönchsrobbenkolonie am Cap Blanche haben wir auch noch nicht besucht. Und ganz nebenbei ließe sich so das Visum für Marokko verlängern.
Allerdings bekommt Lotta Fieber. Sie ist schlecht drauf, vor allem nachts, und wir entsprechend Müde. So fahren wir gar nirgends hin. Schon gar nicht nach Mauretanien. Zwar machen wir schnell die ersten Backenzähne als Ursache des Übels aus, aber eine Weiterreise wäre uns in dem Zustand für alle Beteiligten zu anstrengend.
Plan D: Wir bleiben einfach noch eine Weile hier und ich versuche mich mal im Kite-Surfen. Lehrer sind da, Material auch...
Allerdings kein Sitztrapez in meiner Größe. Die wenigen Anfängerinnen am Platz tragen Größe S – ich nicht. Klar, Material ließe sich irgendwie organisieren, wir sind ja nicht aus der Welt. Aber dann bekomme ich auch noch eine fette Erkältung (Inklusive einer weiteren schlaflosen Nacht, und das obwohl Lotta diesmal friedlich schlummert!) und außerdem flaut der Wind ab...
Plan E: So schön die Zeit in Dakhla auch war, jetzt reichts! Wir wollen wir einfach wieder in Richtung Norden ins "richtige" Marokko. Gleich morgen. Ohne wenn und aber.
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